Leben ist Bewegung, in Bewegung bleiben - und der aufrechte Gang ist eines der wichtigsten natürlichen Bewegungs-muster in unserem Alltag.
Allzu oft allerdings hasten wir durch unseren Tag und nur sehr selten richten wir unsere Aufmerksamkeit mal auf das Gehen an sich:
- Wann haben wir das letzte Mal beim Gehen bewusst unseren Körper gespürt?
- Wie setzen zum Beispiel unsere Füße auf dem Boden auf?
- Wie leicht und federnd oder schwerfällig heben sich die Knie?
- Pendeln beide Arme locker mit oder halte ich einen Arm angespannt und fest?
- Wie flexibel passen sich unsere Füße den Unebenheiten des Bodens an?
In diese Situationen können wir reinspüren - beim Gehen. Und das befreit uns sogar von unseren Alltagsgedanken.
Der aufrechte Gang
Wir sind nur mit unseren Füßen fast ständig mit unserer festen Umwelt in Kontakt. Also mit dem Untergrund, mit der Mutter Erde. Wir sind geerdet.
Dieser Untergrund hat sich verändert durch unsere moderne Lebensweise. Heute gehen wir über ebene Stein- und Asphaltwege, leben auf glatten Holz- und Fliesenböden in unseren Wohnungen.
Feste Schuhe sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken und in der Regel mit Absätzen und "stoßdämpfenden" Schaumstoff- und Gummisohlen ausgestattet. Sie gleichen nahezu sämtliche groben und feinen Unebenheiten im Boden aus.
Die Gummisohlen isolieren uns dabei gleichzeitig. Und so ist die Sensorik unserer Füße, eigentlich ähnlich sensibel wie die unserer Hände, nur noch sehr wenigen Reizen ausgesetzt und verkümmert. Damit einher geht oft eine schlechtere Körper-Balance und eine eingeschränkte Anpassungsfähigkeit der Füße, also Steifigkeit.
Auch unser Gang hat sich verändert ...
Unser Gang ist natürlich sehr individuell. Doch trotz aller persönlichen Unterschiede gibt es doch ein universales Design, das festlegt, wie der Mensch optimal geht und läuft.
Während die Mehrheit der Menschen beim Gehen die Fußspitze hochzieht und bei gestrecktem Bein mit der Ferse den Boden zuerst „hart“ berührt, um dann den restlichen Fuß "abzurollen", ist der ursprüngliche Gang des Menschen sanfter und weicher.
Erlernen Kleinkinder das Laufen, gehen sie die ersten Jahre im sogenannten "Ballen- oder Barfußgang". Sie setzen ihre Füße dabei ganz flach auf - mit leicht gebeugten, federnden Knien.
Erst nachdem sie schon einige Jahre laufen, schauen sie sich leider den "Fersengang" ihrer großen Vorbilder ab und übernehmen selbst winzigste Details in den Bewegungsabläufen durch Nachahmen.
Dabei gewinnen bzw. erhalten wir gerade durch das weiche Gehen Beweglichkeit in Becken und Wirbelsäule, so dass unsere Faszien - die muskulären Bindegewebe - elastisch bleiben können.
Der Barfußgang
Im Barfußgang werden unsere Bewegungen geschmeidiger und effektiver vom Energie- und Kraftverbrauch - und gleichzeitig gelenkschonender.
Der Barfußgang hat noch einen weiteren Vorteil:
Er geht nur langsam. Damit beruhigt er Körper und Geist, zum Beispiel wenn wir beim entspannten Gehen den Blick weiten, unsere Umwelt bewusster wahrnehmen und den Gedankenstrom mal etwas in den Hintergrund treten lassen. Wobei ... die besten Gedanken und Erkenntnisse kommen mir immer beim Gehen ...
Wer Lust verspürt, den Barfußgang für sich wieder zu entdecken, für den gibt es die Möglichkeit eines Halbtages-Seminars bei mir in Wangen im Allgäu.
Der Autor
Dr. rer. nat. Arne Sturm
Faszientherapie und Bewegungsschulung
Wangen im Allgäu
www.faszien-bodensee.de
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